Skip to content

Stadtzeitung Żmigród: Neues aus Bargteheide (5)


Hier ist die deutsche Übersetzung des aktuellen Artikels Christof Leidners für die Stadtzeitung Żmigród.

Neues aus Bargteheide

Sehr verehrte Damen und Herren, hier kommt der nächste Teil meiner Rubrik mit Schlaglichtern auf verschiedene größere und kleinere Ereignisse in Bargteheide, der deutschen Partnerstadt Żmigróds. Auf der Grundlage von Informationen aus der Lokalpresse und öffentlich zugänglichen Quellen möchte ich Ihnen laufend unser Leben, unsere Sorgen und Freuden hier in Bargteheide näherbringen. Und ich garantiere, dass ich das sicher nicht objektiv tun werde.

  • Viele deutsche Städte und Kleinstädte denken darüber nach, wie sie der Verödung ihrer Innenstädte entgegenwirken können, die durch Internethandel und Corona-Epidemie verursacht werden. Auch Bargteheide sieht dieses Problem und hat sich vor 2,5 Jahren erfolgreich um die Aufnahme in ein Städtebauförderprogramm beworben. Dabei geht es u.a. um die Aufwertung von Straßen, Wegen und Plätzen, sowie die Instandsetzung oder Modernisierung von stadtbildprägenden Gebäuden. Nach der Festlegung des Projektgebietes wurden die Bürger im Rahmen einer Internetbefragung um Vorschläge und Ideen gebeten. Um an das große Geld zu gelangen, braucht es nun noch vorbereitende Untersuchungen und eine Konzeption für die nächsten 15 Jahre, die zusammen mit einer Beratungsfirma erstellt wird. Ich hoffe nur, dass ich von den Ergebnissen dieser Arbeit noch etwas mit eigenen Augen sehen werde.

  • Jede lokale Initiative setzt auf die Unterstützung durch die Kommune. Deshalb muss sie über ihre Arbeit informieren und die Verantwortlichen vom Gemeinwohl ihres Wirkens für die Bürger überzeugen. Um genau dies zu erreichen lud die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft Stadtvertreter zu praktischen Übungen ins Freibad ein. Die Stadtvertreter kamen und hatten in Schwimmkleidung Gelegenheit um sich praktisch, d. h. im Wasser, mit einer 65kg schweren Übungspuppe und anderem Rettungsgerät vertraut zu machen. Eines ist jetzt gewiss: bei den nächsten Entscheidungen über die Bedürfnisse der Rettungsschwimmer werden sich die Politiker daran erinnern, worum es dabei geht.

  • Schon einige Mal war hier die Rede von der gestörten Zusammenarbeit zwischen der Bürgermeisterin und der Mehrheit der Stadtvertretung. Das birgt ein gewissen Dilemma, weil auch die Stadtvertreter in demokratischen Wahlen gewählt wurden und sich die Bürgermeisterin nicht so einfach andere suchen kann. Andersherum ist das schon eher möglich. In einer Geheimoperation suchten vier Fraktionen, die Zweidrittel der Stadtvertreter repräsentieren, einen Kandidaten für die Bürgermeisterwahlen im kommenden Mai. Bemerkenswert ist, dass sich die politischen Konkurrenten verständigen konnten und eine gemeinsame Kandidatin vorgestellt haben. Sie heißt Gabriele Hettwer, ist 56 Jahre alt und zzt. Büroleiterin in der Verwaltung einer Nachbargemeinde. Sie zeichnet sich durch drei gemeinsame Eigenschaften mit der Amtsträgerin aus: das Geschlecht, die Parteilosigkeit und die Ortskenntnis, denn sie ist in Bargteheide aufgewachsen. Bis Mitte September hatte die Amtsträgerin Birte Kruse-Gobrecht noch nicht ihre Kandidatur erklärt. Aber bis zu den Wahlen ist ja noch reichlich Zeit.

  • In den europäischen Digitalisierungsrankings schneidet Deutschland nicht besonders gut ab. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass die Stadtverwaltung Bargteheide einen weiteren Schritt in Richtung 21. Jahrhundert gemacht hat. Seit August ist im Internet ein System in Betrieb, mit dem Bürger Besuchstermine in der Stadtverwaltung vereinbaren können, um ihre Angelegenheiten erledigen zu lassen. Dies hat sogar zwei Vorteile. Der Bürger muss jetzt nicht mehr Schlage stehen und erfährt sofort, welche Unterlagen erforderlich sind, um den Vorgang erfolgreich abzuschließen und nicht mit leeren Händen abziehen zu müssen. Zurzeit werden knapp 60 Verwaltungsdienstleistungen auf diese Weise angeboten und es sollen noch mehr werden. Auch ich habe diese Möglichkeit schon genutzt. Zur Bundestagswahl hatte ich einen Antrag auf Briefwahl über das Internet gestellt, was übrigens bei uns seit Jahrzehnten eine übliche Praxis ist. Den Stimmzettel erhielt ich rechtzeitig und problemlos.

  • Anlässlich des 60. Jahrestages des Baus der Berliner Mauer organisierte in einer der Bargteheider Schulen die Fachschaft der Geschichtslehrer für die Schüler einen Projekttag. Im ersten Teil führten die Lehrer die Zehntklässler in das Thema ein. Danach nahmen alle gemeinsam an einer Bilderpräsentation von Herrn Siegfried Wittenburg teil, der ein wichtiger Zeitzeuge ist. Als Fotograf hielt er nämlich das Alltagsleben in der DDR fest, was zu gewissen Konflikten mit dem ostdeutschen Regime führte. Nach dem Fall der DDR erfuhr er aus seinen Stasi-Akten, dass sein Leben ein Seiltanz gewesen ist, weil die Schergen der Staatssicherheit ihn schon im Visier hatten. So ein Engagement der Lehrer ist außerordentlich wertvoll, weil die heutigen in Freiheit aufgewachsenen Jugendlichen sich nicht mehr vorstellen können, dass das schlichte Ablichten alltäglicher Wirklichkeit strafbar sein kann. Und einige Erwachsene haben es leider schon vergessen.

Ausgewählt, bearbeitet und kommentiert von Christof Leidner


Trackbacks

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Noch keine Kommentare

Die Kommentarfunktion wurde vom Besitzer dieses Blogs in diesem Eintrag deaktiviert.